Wenn der Traum wie Erde ist

Gedichte

/1989

©
Literatur-Wettbewerb 1979-1989
Herausgeber: Roland Schreyer
KGS Barsinghausen

Umschlag:
Wolfgang Denker
Bildbearbeitung: Peter-Jürgen Lütgens
Schriftsatz: Markus Kortlang

Taschenbuch
(vergriffen)

Buchumschlag, Wenn der Traum wie Erde ist

INHALT:

Die Gedichte sind wie kleine Erzählungen, Szenen des Kennenlernens und gemeinsamer Unternehmungen. Der vorliegende Band verweist auf einen Ausschnitt des zwischen 1979 und 1989 entstandenen lyrischen Anteils am Literaturwettbewerb dieser Schule. Da diese literarische Form in der Schülerschaft zunehmend an Beliebtheit gewonnen hat und da die jungen AutorInnen mit den Möglichkeiten lyrischer Mittel immer probierfreudiger und vertrauter umgehen, wächst die Zahl veröffentlichenswerter Lyrik sichtlich. Die hier getroffene Auswahl stellt einen beispielhaften Querschnitt vor.

TEXTAUSZUG:

Traum

/ Silke Edler, 14 Jahre

Ich träume
Von einem Land hier in dunkler Nacht
Das noch herrlicher und leuchtender ist
Als der Gedanke an eine Blume

Ich vermute
Hinter den festen Mauern dieses Labyrinths
Gibt es dieses Land –
Wie ein unerreichbares helles Band

Ich weiß
Dass es nur eine Utopie ist
Aber sind die utopischen Träume
Oft nicht vorzeitige Wahrheiten?

Ich werde
Die Mauern des Labyrinths durchbrechen
Mit dem Gedanken an eine Blume
Wenn der Traum wie Erde ist

Bild, Decoration

REZENSION:

Prof. Dr. Friedrich Wilhelm Korff

 

„So vergehen ihr die Stunden.
Im Garten wird die Sonne trüb.
Bis auf einmal in den runden
Kleinen Noten Leben blieb.
Und es will der Bogen gleiten,
wie von selbst, ganz frei von Zwang.
Finger fliegen über Saiten,
viele Stunden, tagelang.“ (Chr. Krauel)

 

Schön zu erleben, wie die Autoren gar nicht merken, dass sie im Begriff sind, das Schwerste zu tun, das es in der Literatur gibt: das Erfinden von Gedichten.

Schon allein der Anblick dieses Sprungs mit seiner ausgebliebenen Überwindung belebt die Lektüre, und sie gleicht einer Eroberung – der ersten. Aber dann die Gedichte selbst, erstaunlich in den Formen und Farben, kräftig und zupackend. Ich habe in der „Mutprobe“ den längst verschwundenen Balladenton gehört oder den vermissten Holzklang „A bis Zett … man nennt’s Sonett“. Und ich habe noch mehr gehört.

Die Phantasie öffnet andere nur dann, wenn die Bilder stimmen, und diese Arbeit gleicht dem Goldwaschen. Ob jemand Unverständliches herausschreit und der Welt an den Kopf wirft oder ob er Verständliches mit vielen Worten bedeckt, es spielt zunächst keine Rolle. Gedichte zu schreiben ist, wie in den obigen Zeilen, zunächst Etüde, Beobachtung und Wiedergabe, Selbstanfachung durch ein Feuer, das man selber wird. Hauptsache, es wird getan. Es gibt Wettstreit, aus sich herauszutreten, der ja ein Weg ins eigene Innere ist, das man ohne diese Versuche noch gar nicht kennt.

Ich finde die Idee einer Schüleranthologie glänzend und die Ausführung gelungen.

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