Das Ich im freien Fall

Ungehaltene Zwischenrede zur Individualität
und wider die räuberischen Rotten der Seelenfänger
und für eine gerechtere Ordnung,
Essay

/2007

©
Akademie für Konfliktforschung
und Verständigung, Hannover
Ltg. Dr. Heide Hattorf
Schriftenreihe Nr. 97 (hg. Von A.R. Leroschy)

Einbandentwurf:
Kornelia Hoffmann

Satz, Umschlaggestaltung,
Herstellung und Verlag:
BoD Verlag, Norderstedt

ISBN 978-3-8334-2046-7
Taschenbuch
17,80 €

Buchumschlag, Das Ich im freien Fall

INHALT:

Eine Art profanes Stundenbuch ist das, in dem einer seine Welt ins Auge fasst und sich oberlehrerhaft anmaßt, manchen kapitalistischen Fortschritt als menschlichen Rückschritt, unmäßige Bereicherung als Verbrechen, entmenschende Arbeit als Strafe, Religiosität als Entmündigung zu verurteilen – alles unter dem Aspekt, dass der neoliberal geförderte moderne Mensch immer selbstzufriedener Egoist ist (fälschlicherweise „Individualist“ genannt) und das menschliche Zusammenleben negativ polarisiert. Als dessen Gegenbild wird die um ethische Individualität bemühte Persönlichkeit beschrieben, der sich gleichgewichtig ihre optimale Selbstentfaltung und die Verantwortung für die Gemeinschaft verbinden. Es kommen die Umstände, die die Leitkultur der ethischen Individualität zu verhindern wissen, wie auch konkrete Gehversuche in Richtung der angestrebten Individualität zur Sprache.
Damit erweist sich der Autor als unbeirrbarer Nachfahre von Hesses Steppenwolf, in seinem Anspruch auf individuelle Selbstbestimmtheit und seiner Verwurzelung in den Wertvorstellungen des Humanismus.

TEXTAUSZUG:

„Sie war eine Individualistin, die ständig mit ihrer Obrigkeit im Streit lag“, verzeichnet ein Biograph über die 1179 verstorbene Äbtissin Hildegard von Bingen, der die erste Naturkunde Deutschlands zugeschrieben wird. Sie ist eine Gläubige, die immer für ihre notleidenden Mitmenschen da ist und die offen und kritisch den Mächtigen ihrer Zeit, Pontifex oder Kaiser, gegenübertritt. Eine Frau, die, der strengen Kirchenregel trotzend, selbständige intellektuelle Wege einschlägt. Hildegard von Bingen – ein Schreckbild?
Individualismus resp. Individualität erhält nach Ansicht Schilchers erst an der „Schwelle der Neuzeit“ Gewicht. Doch mit Sicherheit hat sie einen viel weiter zurückliegenden Ursprung. Sie ist eine aus der antiken Aufklärungsphilosophie hervorgegangene, an Humanitäts- und Autonomievorstellungen orientierte emanzipatorische Besinnung auf die eigene Kraft.
( .. )

Calenberger Zeitung, 14.8.1998:

Zu Hause in Barsinghausen: Der Individualist
Von Christine Fischer
(Textkürzungen)

 

Schreiben füllt seine Freizeit aus, und alles Musische liegt ihm. (…) Bekannt ist Schreyer vielen Barsinghäusern von seinen Theaterstücken, Erzählungen, Gedichten und Romanen, aber auch durch seine 23 Jahre währende Tätigkeit als Studienrat an der Kooperativen Gesamtschule, wo er 1987 den inzwischen jährlichen Musik & Poesie-Abend eingerichtet hat.
Warum hat er ein Stück über Barsinghausen geschrieben? „Ich fühle mich dieser Stadt verbunden“, sagt Schreyer. Lange habe er gemeinsam mit der Initiatorin Angelika Richter nach einem brauchbaren Stoff gesucht. Die Zeit der Revolution von 1848 war schließlich die einzige, die etwas Theatertaugliches hergegeben habe. Fasziniert hat ihn an dieser Zeit das Aufflackern der Freiheitsidee. (…) Professor Mönighausen ist für ihn das Beispiel eines freiheitsliebenden Menschen. „Der will sich nicht terrorisieren lassen.“
Hat Mönighausen etwas mit seinem Autor gemeinsam? „Unterordnung stört mich“, sagt Schreyer, dem der Individualismus sehr am Herzen liegt. Doch dürfe keinesfalls Individualismus mit Egoismus gleichgesetzt werden. Für ihn bedeute Individualismus Ichbewusstsein mit Verantwortungsgefühl für die Gemeinschaft – so wie bei Mönighausen. Der Individualismus ist für Schreyer das Erbe der Aufklärung. „Wenn wir die auf den Müll kippen wollen, dann müssen wir lax mit dem Individualismus umgehen.“ Er sei schließlich die letzte Bastion des aufklärerischen Denkens.
Beim Sprechen wählt er seine Worte mit Bedacht, Hektik scheint ihm völlig fremd zu sein. „Was möchten Sie wissen?“, fragt er mit einem angedeuteten Lächeln, um sich nichts entlocken zu lassen, sondern nur – wohlüberlegt und -artikuliert – das preiszugeben, was er für mitteilenswert hält. Schreiben sei für ihn eine elementare Art, sich auszudrücken. Dabei flössen immer persönliche Erfahrungen mit ins Geschriebene ein (…).
Schreiben ist für Roland Schreyer offenbar einerseits die präzise Beobachtung, doch auch, wie es besonders in seinen Gedichten deutlich wird – das sinnliche Erleben.
An seine Kindheit im Pfarrhaus in einem kleinen Dorf der schwäbischen Alb erinnert er sich ( … ). In dieser Zeit hat er auch den Bücherschrank seiner Mutter „leergelesen“ und im Knabenchor gesungen. Später entdeckte er die moderne Literatur. Expressionistische Gedichte spielten dabei ebenso eine Rolle wie Romane von Dostojewskij, Gorki, Camus und Sartre. Mit 17 hat er surrealistische Gedichte und experimentelle Texte gelesen und war begeistert. „Begonnen habe ich mit Joyce und Arno Schmidt“, erinnert sich Schreyer, der gleichzeitig den „Zauberberg“ und „Doktor Faustus“ verschlungen hat. ( … )
„Meine Gedichte werden mit den Jahren immer kürzer“, erklärt er schmunzelnd. Er versuche sich auf das Wesentliche zu beschränken. Seine Texte schreibe er trotz Schreibmaschine und Computer mit der Hand. Trotzdem ist er Multi-Media-Kunst gegenüber aufgeschlossen. Gemeinsam mit Günter Ludwig, der seinen zweiten Gedichtzyklus illustriert hat, entwirft er derzeit eine CD-Rom mit Bildern und Sprache.

 

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