Akte St. Nikolai

Utopischer Roman

/2011

©
Autorenkollektiv Lüerstraße Hannover
(A.R. Leroschy, R.L. Rechder, N. Ryder-Lesch,
R. Schreyer, R. Stoeberlin, H. Voss)
Zweite Fassung 2011
Teil 3 der „Nördlichen Trilogie“

Umschlag:
Helmut Maletzke,
Gedenktafel (1985) in St. Marien,
Greifswald (Ausschnitt)

BoD Verlag, Norderstedt

ISBN 978-3-8391-5711-4
Gebundene Ausgabe
30,80 €

Buchumschlag, Akte St Nikolai

INHALT:

Nach der Herbstrevolution 1989 entsteht im äußersten Nordosten Deutschlands die Freie Republik Greifswald (FRG), die einen eigenen Weg geht: Sie verwirklicht ein ausschließlich auf sauberer Energie und auf Kooperativen aufbauendes Wirtschaften ohne Profit- und Konkurrenzabsicht und ermöglicht soziales Wohnen sowie eine politische Gemeinschaft, die auf Gerechtigkeit und Basisdemokratie basiert. Diese Bedingungen sichern der kleinen und offenen Republik eine bescheidene Blüte.
Nach 20 Jahren versuchen von außen her, so sieht es aus, politische oder fundamentalreligiöse Gruppen, das bleibt zu klären, die FRG in die Hand zu bekommen. Die Bürgerschaft will sich wehren.
In dem Zusammenhang ruft man den Hannoverschen Sprachwissenschaftler A. Leroschy zu Hilfe, er soll verdächtige Dokumente entschlüsseln. Untergebracht ist er im Gästehaus der Republik. Dessen Leiterin Linh macht ihn mit dem Ort an der Küste und der solidarischen Denkweise der Republikaner vertraut. Zwei Tote geben Rätsel auf. Während Linh ihm immer wichtiger wird, ist Leroschy mit behilflich, die Schlinge aufzuknoten. Angehörige des MfS könnten eine wesentliche Rolle spielen. Zunehmend erhält Leroschy Einblick in die Lebensverhältnisse in der Republik. Er gewöhnt sich an den Gedanken, dazuzugehören.

TEXTAUSZUG:

Mit einem Knacken erlosch die Deckenbeleuchtung. Dr. Sönmez verstummte. Man hörte das Surren der Klimaanlage schwächer werden und versiegen. Es war absolut finster und absolut still. Bis auf das Atmen der Anwesenden. Jemand räusperte sich, sagte aber nichts. Alle warteten. Die Sekunden wurden zu Minuten. Nichts änderte sich. Jemand schnaubte durch die Nase, vielleicht ersetzte das ein Lachen. Gleich danach die Stimme des Professors:
»Das DDR-Imperium schlägt zurück.«
André fand das witzig. Aber nach Lachen war keinem zumute. Von Drees kam ein quiemendes Hüsteln.
Das Geräusch der Tür und ein Luftzug und ein tanzendes Feuerzeugflämmchen waren das Nächste, was geschah. Einer der Techniker entschuldigte sich für sein Eindringen, aber sein Klopfen sei ohne Antwort geblieben, kein Wunder bei den dicken Türen. Sie hätten aus Versehen die Hauptschaltung außer Kraft gesetzt, arbeiteten aber an der Wiederherstellung. Ein paar Minuten dauere es. Leider hingen die Außentüren auch an diesem Schaltkreis. Man sei sozusagen vor unerwarteten Gästen sicher.
( .. )

Caspar David Friedrich - Wiesen bei Greifswald

Amazon, 27.1.11:

„Recht und Gerechtigkeit: eine Utopie?“

 

von Germine Rothberg

 

Da macht sich der Autor in seinem neuesten Roman daran, die jüngste Deutsche Geschichte ein bißchen zurecht zu biegen und zwischen dem Unrechtsstaat DDR und dem Staat mit sozialer Ungerechtigkeit BRD ein drittes Staatswesen zu installieren, das herausgetaucht ist aus dem Untergang der DDR und sich dem Anschluss an Kapitaldeutschland erfolgreich widersetzt hat, nämlich die FRG,die Freie Republik Greifswald, ein Kleinstaat ohne Fürstenabsolutismus, in dem Freiheit, Recht und Gerechtigkeit herrschen. Chapeau, schon allein für diese Idee!

Schreyer schafft sich damit seine Herzinsel der Glücklichen, in der manche Schieflage in der BRD wieder ins Lot gerückt wird. Bravo!

Dann aber, mit quasi listigem Augenzwinkern versteckt er das Ganze ein bißchen in einen Agentenkrimi, spannend wie ein James Bond Thriller und ebenso knisternd von Erotik. Warum nicht? Der Spaß beim Lesen wird garantiert. Wenn der Roman dann auch noch zum Denken anregt, ist er vielleicht nicht ganz so utopisch, wie die Genrebezeichnung besagt.

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