Berliner Pflanze

/2017

©
2017
Roland Schreyer, Barsinghausen

Umschlaggestaltung:
Schirin Khorram, Augustfehn

BoD verlag, Norderstedt

ISBN 978-3-7448-0757-9
Taschenbuch, 544 Seiten
17,00 €

Buchumschlag, Berliner Pflanze

INHALT:

Westberlin, Sommer 1967. Angehörige der Freien Universität rebellieren gegen das starre Denken des Kalten Krieges. Das Fortbestehen oder Wiederaufflammen von Faschismus und der Vietnamkrieg werden angeprangert.
In einer alten, idyllischen Villa in Zehlendorf findet sich eine Studenten-WG. Piper, Yuli, Hanne und Harry versuchen sich an herrschaftsfreien und sinnlichen Formen des Zusammenlebens. Man jobt, man studiert, man demonstriert, man diskutiert die politische Entwicklung. Man liegt am Pool. Liebesbeziehungen flammen auf und stehen auf dem revolutionären Prüfstand.
Zeitweilig laufen in der WG die Fäden der öffentlichen Ereignisse zusammen. Marcuse, Dutschke und Meinhof tauchen auf. Gemeinsam wird gegrübelt und gestritten und gelacht und die Zukunft der revolutionären Bewegung geplant − und der Ausschluss der Öffentlichkeit genossen.
Die Idylle besteht fort. Doch tun sich allmählich ungeahnte Abgründe auf.

Berliner Pflanze

TEXTAUSZUG:

Es war Elisabeth Käsemann. Mit der S-Bahn gekommen. „Gleich wird’s schütten“, prognostizierte die Theologentochter, die mit himmlischen Mächten ihre Erfahrung hatte. Harry machte sich ans Kaffeekochen, Hanne suchte draußen ihre Klamotten zusammen.
„Brigitte und Helmut sind wunderbare Menschen, edel sind sie und stark und erinnern mich an meine Eltern. Und Rudi ist ein Geistestitan und hat ein kindliches Herz. Und er kann enorm dogmatisch sein in seinem Nichtdogmatismus.“
Elisabeth wollte keine Belehrungen hören, sondern ihr Herz ausschütten. Sie haderte mit dem Humanitarismus. Das waren mal andere Gedanken, dachte Harry, nicht um die geeigneten Wege zur Revolution ging es.
Sie ließen sich im Wohnzimmer nieder. Frau Marx saß auf dem Fenstersims. Durch die Panoramascheibe hatten sie das Unwetter im Auge, das sich über den Garten hermachte, die Bäume bog und fledderte und die Blumen niederdrückte. Es schüttete. Die Terrasse war überflutet, der Pool in Aufruhr. Dazu hatte sich aus anfänglichem Grummeln schweres Donnern entwickelt. Es rummste und krachte, Blitze zuckten aus der Finsternis herab … …

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