Elfenscherzo

Roman

/2011

©
Zweite, 1989 überarbeitete Fassung
Titel der ersten Fassung (1987): Einbruch
Teil 1 der „Nördlichen Trilogie“

Umschlagentwurf:
Roland Schreyer
Umschlagfoto:
Günter Ludwig / Shiralee

BoD Verlag, Norderstedt

ISBN 978-3-8423-9652-4
Gebundene Ausgabe
24,00 €

Buchumschlag, Elfenscherzo

INHALT:

Sommer 1980 in Hannover. Die linke Szene ist nach der gewaltsamen Räumung der Freien Republik Wendland wie gelähmt. Das Universitätsviertel hallt wider vom nahen U-Bahn-Bau.
Die Vergangenheit holt die Studentin Heide Hattorf ein, als ihr Exfreund Falko, ein Antiquar, sie um ein Treffen bittet. Trotz aufreibender Prüfungsvorbereitungen geht sie darauf ein. Er hat sich, angeblich unwissentlich, an kriminellen Transaktionen beteiligt, wird erpresst vom dubiosen Geschäftsmann Margast und berichtet von einem geplanten Coup. Er will aussteigen. Sie begleitet ihn nach Hause.
Am nächsten Morgen kommt Heide in einer Ruine zu sich, ohne jede Erinnerung an die Nacht. Ihre Kleidung ist blutig. Als sie wieder klar denken kann, sucht sie Falko. Er ist unauffindbar. Margast und seine Leute unterstellen ihr, sie sei am Verschwinden Falkos beteiligt. Auf Grund der Andeutungen Falkos rekonstruiert sie dessen Aktivitäten. Sie und Mitstudent Manfred, der sich als Begleiter aufdrängt, und die eigenwillige Laura, mit der sie die Wohnung teilt, geraten ins Rotlichtmilieu und ins Dunkel undurchschaubarer Vorgänge.
Margast bedrängt sie. Ein zwielichtiger Freund Falkos, Ruf, gewinnt Heide für sich. Das Geschehen entwickelt sich überraschend.

Bildausschnit, Caspar David Friedrich - Wiesen bei Greifswald

TEXTAUSZUG:

Unser Anfang, ließe sich fortfahren, war so hell. Ich kam in sein Antiquariat, das zuvor einem uralten Sonderling gehört hatte, dessen staubige Bücherberge ich mochte, dessen abgetretener, teilweise nur noch aus Einzelfäden bestehender Teppich mich ebenso rührte wie sein fahles Gesicht, wenn er, gekrümmt wie eine windschiefe Erle, den Staubsauger über den Teppich schob. Überraschend, mit anfangs unbeholfenem Lächeln, stand da eines Tages ein anderer, Falko. Ich kam öfter. Unsere Gespräche vertieften sich. Wir warteten, bis der Laden leer war. Im Lager hinten half ich, nach Ladenschluss. Half, Bücher für geplante Kataloge zu stapeln, hohe Türme Militaria, niedere Türme Forstwirtschaft, Tafelberge Medizin, immer häufiger dabei über Beziehungen sprechend, Millionen Läuse im Bauch, was meine Wanderungen um die schwankenden Berge unbedachter machte, und irgendwann einmal, als ich ausweichen musste, hätte ausweichen müssen, es verzögerte, doch tat, verwirrt spät tat, zu spät tat, da hatte ich den Halt verloren, mich festgeklammert, wo ich Halt vermutete, bei ihm, und ihn mitgerissen.
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Bild

Amazon, 12.1.14:

„Mitreißender Hannover-Roman“

 

von Mike v.H.

 

Gleich der sprachgewaltige Auftakt verführt zum Weiterlesen: Eine junge Frau, die Studentin Heide aus Hannover, irrt wie im Rausch umher, sucht verzweifelt den Weg nach draußen.
Später, bei klaren Sinnen, erinnert sie sich: Sie hatte die Nacht mit ihrem Exfreund Falko verbracht. Doch jetzt ist Falko verschwunden, bleibt verschwunden. Heide geht auf die Suche, kommt kriminellen Verstrickungen auf die Spur und ihre Suche wird zur fesselnden Odyssee.
Roland Schreyers Roman „Elfenscherzo mit Unterbrechung“ ist eine Mischung aus Krimi, Mystery-Thriller und poetischer Liebesgeschichte – unterlegt mit einer Fülle zeitgeschichtlicher Verweise auf die studentische Szene und das gesellschaftliche Klima Anfang der Achtziger Jahre in Hannover.
Hannoveraner oder Ex-Hannoveraner werden diesen gelungenen Roman besonders gern verschlingen, da sie immer wieder Anspielungen und Hinweisen zu Niedersachsens Hauptstadt begegnen, wie etwa dem Lindener Apollo-Kino und den Raschplatz-Kinos, mit denen der spätere „Cinemaxx“-Macher Hans-Joachim Flebbe damals Hannovers junge Cineasten-Gemeinde begeisterte.
Was Krimi und Thriller betrifft, so entwirft Schreyer ein spannendes Szenario rund um wertvolle historische Handschriften, die verschwunden sind – ein Hauch „Name der Rose“. Dank genauer Figurenzeichnung entsteht vor uns das lebensechte Bild zwielichtiger Figuren wie der des Antiquitätenhändlers Margast, dem Schreyer dämonisches Charisma einhaucht.
Atmosphärisch glaubhaft schildert Schreyer andererseits rauchgeschwängerte Studentenpartys und die Welt des geisteswissenschaftlichen Elfenbeinturms an der Universität Hannover – eher schon eine vergnüglich zu lesende Karikatur als eine Schilderung. In der Figur des Professors Max Reyma lässt sich unschwer die Germanistik-Koryphäe Hans Mayer erkennen. Mayer hatte in der Tat damals einen Lehrstuhl in Hannover und Autor Roland Schreyer kennt ihn aus eigenem Erleben. Sein (in dieser Hinsicht) alter Ego Heide, die Doktorandin, arbeitet an ihrer Promotion über den Jakobiner Hörrel, und da Autor Schreyer ein geborener Erzähler ist, erlebt er den Widerständler Hörrel zum Leben und schickt ihn in einem eigenen Erzählstrang im Jahr 1792 auf eine gefährliche Flucht, die ihn seinen Verfolgern in Hannover entziehen soll. Fazit: Ein Lesegenuss mit Spannung, vielfältigen Charakteren und einer facettenreichen Sprache.

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